Das Original!

Rund um EZB und Osthafenbrücke

Ein Frankfurter Stadtteil im Wandel

Im Mittelpunkt der Stadtführung stehen die polygonalen Doppeltürme der Architekten von Coop Himmelb(l)au, die sanierte ehemalige Großmarkthalle des Baumeisters und Hochschullehrers Martin Elsaesser mit der Erinnerungsstätte sowie das Eingangsbauwerk der Europäischen Zentralbank. Weitere Schwerpunkte sind die denkmalgeschützte Honsellbrücke und die neue Osthafenbrücke.

Bild zur Stadtführung. EZB, Osthafenbrücke auf Ruhrorter‑Werft, Frankfurt 2012.
Stabnetzwerk einer Planetariumskuppel in Jena, 1922.
EZB, Osthafenbrücke im Bau, 2012.
Bild links: EZB und Osthafenbrücke im Bau, 2012.
Stabnetzwerk von Zeiss, Jena 1922.
Bild rechts: Stabnetzwerk in Jena im Jahr 1922.

Auf dem Gelände des heutigen Hauptsitzes der EZB errichtete die Philipp Holzmann Bauunternehmung in den Jahren 1855/56 eine Holzschneiderei, die als erste „Zentrale“ der Firma gilt. Nachdem nur zwei Jahre später ein Brand die Arbeitsstätte zerstörte, expandierte Philipp Holzmann an gleicher Stelle.

Die ehemalige Großmarkthalle im Frankfurter Stadtteil Ostend hat eine über 90‑jährige, wechselvolle Geschichte. Der Zweckbau der Klassischen Moderne aus dem Jahr 1928 ist der erste Großbau in moderner Betonschalenbauweise und war zur Entstehungszeit zugleich der größte Gebäudekomplex in Frankfurt. Das Dach des Hallenbaus, des mit dem Zeiss‑Dywidag‑Verfahren des Bauingenieurs Franz Anton Dischinger und des Physikers und Maschinenbauingenieurs Walther Bauersfeld erstellten „Eierschalengewölbes“, hat im Scheitel einen Betonauftrag von lediglich 7,8 cm. Im Innern des zu Großmarktzeiten funktional und konstruktiv durchstrukturierten Baus stellte sich eine sakrale Atmosphäre ein. Der Frankfurter Volksmund verlieh der Halle die zugleich liebe‑ und weihevollen als auch spöttischen Bezeichnungen „Gemieskerch“ oder „Kabbeskathedrale“.

Baustelle der vormaligen Großmarkthalle. Neuer Hauptstandort der EZB, 2010.
Dontworry. Ehemalige Großmarkthalle, Umbau 2010.
Ausschnitt. CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons.

Ein einfacher Quader war den Architekten von Coop Himmelb(l)au um Wolf Dieter Prix als Bauform für das 2014 fertiggestellte Doppelscheibenhochhaus zu wuchtig und zu ungelenk. Die Fassaden im Westen und Osten sind als Schrägen ausgebildet, jene im Norden und Süden als hyperbolische Paraboloide – gegensinnig gekrümmte Flächen. Zwischen den verdrehten Türmen im Stil des Dekonstruktivismus befindet sich die höchste Atriumstruktur auf dem europäischen Kontinent. Die horizontalen Verbindungsplattformen und Diagonalstreben im Atrium sind für die Aussteifung der Konstruktion wesentlich und ermöglichen eine Reduzierung der Kernflächen.

Eine Station der Stadtführung befindet sich vor dem Eingangsbauwerk, das auf der Nordseite im oberen Bereich dreidimensional gebogene Glaselemente aufweist. Das Eingangsbauwerk markiert den Haupteingang der EZB, durchbricht und überrragt die ehemalige Großmarkthalle und stellt eine Verbindung zu den Doppeltürmen mit dem Atrium her. Der Durchbruch löste heftige Kontroversen aus. Gegner äußerten sich teils in sehr martialischer Sprache: Das Eingangsbauwerk zersäbele, zersäge, erdolche, entstelle Elsaessers Meisterwerk, ein Balken ramme und verstümmele die Großmarkthalle, eine Lanze durchsteche sie.

Die Nationalsozialisten missbrauchten die Großmarkthalle als eine zentrale Sammelstelle für die Deportation von mehr als 10.000 jüdischen Mitbürgern. Ein Teil der Wegstrecke der Führung verläuft entlang der öffentlich zugänglichen Bereiche der 2015 eröffneten Erinnerungsstätte der Architekten KatzKaiser. Das Areal der EZB wird auf der differenzierten und aufschlussreichen Veranstaltung nicht betreten.

Bei Querung des Mains über die historische Deutschherrnbrücke bietet sich ein herrlicher Blick auf die Skyline, bevor die Route in das Landschaftsschutzgebiet Mainwasen führt.

Die Honsellbrücke über der Hafeneinfahrt und die nördlich anschließenden Vorlandbrücken entstanden 1911 mit dem Bau des Frankfurter Osthafens. Eine Projektion des städtischen Tiefbauamtes aus dem Jahr 1907 sah eine Verlängerung des Brückenzuges über den Main vor. Die Stadt realisierte dieses Bauvorhaben jedoch erst mehr als ein Jahrhundert später mit der 2013 vollendeten Osthafenbrücke. Gegen Ende der Stadtführung zeige ich bildliche Darstellungen zum Einschwimmvorgang mit den Hochseekoppelpontons des auf dem Gelände des Honselldreiecks vormontierten Mainübergangs. Die Konstruktion der Stabbogenbrücke geht auf ein Patent des 1891 in Odense geborenen Bauingenieurs Octavius Ferdinand Nielsen zurück.

Auf Wunsch kann das Programm mit einer städtebaulichen Betrachtung des südlichen Ostends und/oder der Entwicklung des Osthafens ergänzt werden. Sie können die Führung bis zu einer Dauer von 5 Stunden buchen; davon entfallen bis zu 2,5 Stunden auf den Hauptstandort der EZB.

Mit meinen Veranstaltungen wende ich mich sowohl an technisch und historisch interessierte Laien als auch an Fachpublikum – Ingenieure, Architekten, Studenten. Altersgerecht angepasst biete ich diese Stadtführung für Schulklassen sowie Gruppen von Kindern ab sechs Jahren und Jugendlichen an.

Stadtführung für Gruppen

Dauer:
Je nach Vereinbarung 2 bis 5 Stunden. Bei einer Dauer über 2 Stunden gerne mit einer längeren Pause oder verteilt auf zwei Termine.
Treffpunkt:
Honorar:
Bis 10 Gäste:
11–20 Gäste:
21–30 Gäste:
85 
115 
150 
Euro pro Stunde,
Euro pro Stunde,
Euro pro Stunde.
Beispiel: Eine Gruppenführung für 15 Gäste über eine Dauer von 2 Stunden kostet somit insgesamt 230 Euro.

Für Schulklassen sowie Gruppen von Kindern und Jugendlichen samt Aufsichts- und Begleitpersonen, insgesamt für bis zu 30 Personen, gilt für eine 2‑stündige Führung ein ermäßigtes Honorar von 165 Euro.

Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Eventuell fällige Eintrittspreise und Zusatzleistungen sind im Honorar nicht inbegriffen.
Anfrage:
Wenn Sie Interesse an der Stadtführung „Rund um EZB und Osthafenbrücke“ haben, kontaktieren Sie mich bitte per Formular oder E‑Mail.
Signet von stadtfuehrung.engineer. Technisch-historische Führungen in Frankfurt.
Bild zur Führung. EZB, Osthafenbrücke, Frankfurt 2012.
Stabnetzwerk einer Planetariumskuppel in Jena, 1922.