IV. Neue Mainzer Straße – Bankenklamm mit Maintower
Die Neue Mainzer Straße in Frankfurt am Main verläuft nicht westwärts nach Mainz, sondern in nördliche Richtung. Nach Schleifung der Wallanlagen entwickelte sich die Straße Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer begehrten Adresse der Frankfurter Oberschicht, geschmückt mit klassizistischen und gründerzeitlichen Bauwerken. Später erfolgte ein Wandel zur Geschäftsstraße und die mit Hochhäusern gesäumte „Schlucht“ bildet heute das Zentrum des Bankenviertels. Der Abschnitt zwischen dem Willy‑Brandt‑Platz und der Junghofstraße wird als „Bankenklamm“ bezeichnet, mit dem „Engpass der Thermopylen“ verglichen.


Treffpunkt der Führung ist am Haupteingang des Taunusturms an der Gallusanlage. Der Grundriss des 170 Meter aufragenden Büroturms besteht aus zwei ineinander geschobenen Quadraten. Zusammen mit einem 68 Meter hohen Wohnturm und einem Sockelgebäude formt der Büroturm ein Ensemble. Architekten sind Gruber + Kleine‑Kraneburg. Im Sockel residiert eine Dependance des Museums für Moderne Kunst. Den Rohbau erstellte die Bauunternehmung Ed. Züblin AG in einer Art Steckprinzip mit überwiegend Stahlbeton‑Fertigteilen. Gefertigt sind die Stahlbeton‑Stützen aus hochfestem Betonstahl SAS 670 des Stahlwerks Annahütte. Limara‑Kalkstein, der sich durch seine außergewöhnliche Helligkeit und Bruchfestigkeit auszeichnet, dient als Verkleidung beider Türme.
Das 115 Meter hohe Japan Center mit der terrakottafarbenen Granitfassade erinnert mit seinem weit kragenden, pagodenartigen Dach an eine altjapanische Steinlampe. Die Architekten Ganz & Rolfes entwickelten Grundmaße und Fassadengestaltung aus der japanischen Tatami‑Matte. In der Führung beantworte ich die Frage, warum die Philipp Holzmann AG beim Rohbau fenstergroße Öffnungen mit Mauerwerk verfüllte. Holzmann setzte erstmals in Deutschland hochfesten Beton nicht nur für Druckglieder, sondern auch für Biegeglieder ein. Vorreiter war das Hochhaus ebenso beim Einsatz von Polypropylenfasern für diesen Beton zur Erhöhung des Feuerwiderstandes.

Auf dem Areal Große Gallusstraße 16–18 schwingt sich der Omniturm auf eine Höhe von rund 190 Meter empor. Mit dem kürzlich fertiggestellten Hochhaus des Architekturbüros Bjarke Ingels Group ist die Straßenkreuzung Neue Mainzer Straße mit der Großen Gallusstraße die erste in Europa, welche an jeder Ecke jeweils ein Hochhaus mit mehr als 100 Metern aufweist. Nach dem Messeturm, dem Opernturm und dem Taunusturm ist der Omniturm der vierte Wolkenkratzer des Investors Tishman Speyer in Frankfurt. Im Bauwerk mit dem „Hüftschwung“ sind Büro‑, Wohn‑ und öffentliche Flächen vorgesehen. Die Firma Lupp aus Nidda verwendete für den Rohbau Fertigteilstützen aus Schleuderbeton und wie beim Taunusturm hochfestem Bewehrungsstahl SAS 670.
Eine logistische Meisterleistung war der gleichzeitige Bau des Maintowers und des angrenzenden Eurotheums Ende der 1990er Jahre. Für den Maintower wählten die Architekten Schweger + Partner eine Grundrissform, bestehend aus Quadrat und Kreis. Zylinder und Quader bestimmen die Kontur. Der glasverkleidete Kreiszylinder ragt 200 Meter in die Höhe. Zum ersten Mal in der Mainstadt erstellte die Firma Holzmann die Untergeschosse eines Hochhauses mit der Deckelbauweise. Die Gründungspfähle sind als Wärmetauscher ausgebildete Energiepfähle. Kälteenergie wird in etwa 280.000 Kubikmetern Erde gespeichert. Ein Erdpendelspeicher dieser Größenordnung war zur Zeit vor der Jahrtausendwende ein Novum. Der Maintower hat ein eigenes, mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk.
Der Corona-Problematik geschuldet, ist aktuell kein Besuch der Aussichtsplattform des Maintowers zum Abschluss der Führung möglich.
Gruppenführungen
- Vor dem Haupteingang des Taunusturms (zur Gallusanlage gelegen),
- Taunustor 1–3,
- 60310 Frankfurt am Main.
- Treffpunkt in OpenStreetMap
Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Eventuell fällige Eintrittspreise und Zusatzleistungen sind in den Honoraren nicht inbegriffen. Zur Zeit können Sie gebuchte Gruppenführungen per Vorkasse beziehungsweise Rechnung bezahlen.
Zur Berücksichtigung der Abstandsregeln während der SARS‑CoV‑2‑Pandemie ist die Teilnehmerzahl bis auf Weiteres auf 10 Personen begrenzt.